Dreck und noch mehr Dreck

Ich war kurz davor dich zu lieben, ich habe sie schon auf meiner Haut gespürt, zunächst wie einen zarten Windhauch und dann dachte ich in das Auge eines Tornados zu blicken.
Ich stand regungslos da und habe sie auf mich zurasen sehen, während meine Augen hilflos in ihre Scheinwerfer starrten. Ich habe nur darauf gewartet, dass sie mir endlich ins Gesicht fährt, mit meinem Körper kollidiert und mich gänzlich umhaut….
Aber dann begann ich zu schreien, ich schrie so laut, dass die Welt um mich herum aus den Fugen geriet. Ich wurde selbst zu dem Tornado, welcher alles zerfetzte. Die Häuser wurden aus ihren Verankerungen gerissen, Backsteine flogen wild durch die Gegend und drohten einen von uns zu erschlagen. Das Holz der Gartenzäune splitterte und bohrte sich tief in unsere Epidermis. Ich schrie immer lauter, bis es mein Trommelfell zeriss und ich orientirungslos umherirrte. Ich schrie, bis du geflohen bist.

Es ist immer wieder eigenartig wenn das passiert. Es ist nicht so, als würde mich das Ergebnis wirklich überraschen, denn das ist doch mein Ziel gewesen. Aber irgendwie auch nicht, irgendwie hoffe ich immer, dass der andere sich nicht wegstoßen lässt. Es ist absurd so zu denken und noch absurder, wenn dieses Gefühl der Enttäuschung über einen hereinbricht, denn es gibt dort oben Stimmen welche denken, dass man den Kampf einfach nicht wert war.
Ich bin mir nicht fremd, ich kenne das ja, aber dennoch starre ich jedes Mal mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen meinen eigenen destruktiven Kräften entgegen, als wären sie mir gänzlich fremd. Das ist sicher eine Form des Wahnsinns, so fühlt es sich zumindest an. Es ist ein großer Witz, über den aber keiner Lachen kann, denn ich habe die Pointe vergessen.
Früher wusste ich diesen Drahtseilakt zu bewältigen, ich wusste, wie ich die Finger brechen kann, welche nur allzu anschuldigend auf mich zeigten. Jeder Mensch ist fehlbar, jeder Mensch hat seine Schwächen und ich wusste schon immer meine Adleraugen auf diese zu richten, damit ich im richtigen Moment meine Klauen darin vergraben konnte. Ich schnappe mir in solchen Augenblicken diese Fehler, fliege mit ihnen hoch hinauf und lasse sie dann fallen, um zu sehen wie sie auf dem Erdboden zerschmettern. Ich habe noch immer geschafft mich um ihre Körper zu winden und zu säuseln, wie Kaa, um ihnen mit schwirbelnden Augen die Schuld aufzuladen. Allerdings tilgt das nicht meine eigene Schuld und irgendwann erwachen sie aus ihrer Trance und erkennen das.
Früher dachte ich immer, ich sei das Opfer der Liebe und habe deswegen ein Recht darauf so zu handeln, ein Recht darauf mich zu verteidigen.
Ich habe mein Verhalten durchaus wahrgenommen, aber nie bewusst. Es war als hätte ich immer daran vorbei geschielt, um meiner Hässlichkeit nicht ins Gesicht blicken zu müssen.
Aber jetzt erkenne ich, dass die Männer welche mich lieben die Opfer sind. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch ein Opfer bin, aber ich bin nicht die Geschädigte der Liebe oder gar der Männer, nein ich führe mich immer selbst zum Schafott. Ich reiße meine Partner mit in meinem Abgründe, da ich so große Angst davor habe zu lieben…oder geliebt zu werden. Ich bin eine Selbstmordattentäterin, welche sich in die Luft sprengt sobald sich jemand in inniger Umarmung zu ihr gesellt.
Dieses Mal habe ich den Finger selbst auf mich gerichtet, ich habe zu mir gestanden, meine Hässlichkeit offenbart. Gebracht hat mir das nichts, denn du bist nur noch schneller gerannt. In dieser Geschichte wird es kein Happy End geben.

Manchen mögen mich jetzt verurteilen und mich für eine grausame, berechnende Person halten….vielleicht bin ich das auch oder mein Leben hat mich dazu gemacht, aber vielleicht sollte man den Blick darauf wenden, dass ich so nicht mehr sein möchte. Das Erkennen ist nicht immer schön und es ist schwer seinen hässlichen Seiten gegenüber zu treten.
Es fühlt sich an, als würde man sich nackt in einen Regenschauer stellen.
Es ist kalt, es tut weh und es fühlt sich endlos an. Wichtig ist es, sich danach aufzuraffen, hineinzugehen, sich warm zu duschen und sich in seinen gemütlichsten Jogginganzug zu werfen. Was ich damit sagen möchte ist, dass es auf dem Weg zu sich selbst keine Happy Ends geben wird, dort ist nur Dreck und noch mehr Dreck.
Aber wenn du Glück hast, wartet am Ende des Tunnels eine warme Dusche auf dich.

-M.T.L.

10 Gedanken zu “Dreck und noch mehr Dreck

  1. Ich liebe deine Ehrlichkeit.

    Es bringt sich übrigens nie etwas. Man tut was man tut. Man darf nicht auf einen Effekt hoffen. Du hast etwas besonderes in deiner Art zu schreiben. Sie ist nicht harmlos. Es ist kein Gesäusel. Du schreibst mit einem Schlachtmesser. Eine blute Spur aus Feinsinn.

    Danke, Danke, Danke, Danke, Danke.

    Dein Fan. (Das ist widerwertig)

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    • Du kannst dir nicht vorstellen, wie geehrt ich mich jedes Mal fühle, wenn du dir die Zeit nimmst meine Texte zu kommentieren….deine Worte sind nie belanglos.
      An dieser Stelle entschuldige ich mich mal für meine profanen Kommentare, ich weiß oft meine Begeisterung nicht in Worte zu packen.

      Eine Blutspur, ja so fühlt sich das auch manchmal an, es ist wie ein lyrischer Aderlass. Manchmal fühle ich mich danach richtig leer, weil ich die Worte aus meine Innersten herauslöffle.

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      • Also so ein Blödsinn. Entschuldige. Deine Kommentare sind nicht profan. Doch, manchmal sind sie das. Aber das dürfen sie. Ich HASSE es wenn Leuten immer glauben auf alles etwas sagen zu müssen. Da bist du mir tausendmal lieber. Du sagst dann etwas, wenn du etwas zu sagen hast. Das schätze ich an dir. Ich mag diese gezwungene Kommunikation gar nicht. Da bin ich eigen. Du bist nicht mehr oder weniger profan als ich. Merk dir das.

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      • Ps_ Alle Menschen sind profan. Wenn sie echt sind. Das Geheimnisvolle ist nur ein Schutz davor gesehen zu werden. Ein Zeh im kalten Wasser der Bekanntschaft. Und dann verfliegt der Zauber. Das ist wie mit dem Verlieben. Zuerst leuchtet ein Mensch und strahlt in allen Farben. Aber wenn man sich kennt dann verliert sich der Glanz. Weil er sein Geheimnis verliert. Darum sollte man sich überlegen wenn man wirklich kennen möchte. Weil man dann seine Fantasie gegen einen Menschen eintauschen muss. Ich wirke doch auch geheimnisvoll? Mir ist gerade egal wie arrogant das klingt. Glaube mir, wenn man mich kennt bin ich ein Trottel. Ich schweige meist und bin eher ein Beobachter. Außerdem bin ich wahnsinnig ungeschickt. Je näher man mir ist umso seltener habe ich diesen Zauber. Ich weiß dass das auch bei dir so ist. Wir sind alle so. Es wird nur nicht ausgesprochen.

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      • Bei diesem Kommentar musste ich sogar sehr lachen. Das ist nicht arrogant, sondern ein Fakt. Ich kenne dich nicht, aber deine Lyrik. Also kann ich dich erahnen, aber nur im schaurig schönen Licht deiner Worte…und naja diese sind natürlich wie Magie. Lyrik, ob kunstvoll, verschnörkelt oder geballte Realität, sie ziehen in ihren Bann.
        Aber glaub mir, ich bin auch ein Trottel und das kann auch bezaubernd sein.

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  2. Ich mag es irgendwie. dass diese Art deiner Texte nicht so gut bei Anderen ankommt. Ja, gerade lese ich es wieder. Weil du rückhaltlos schreibst. Das wollen wenige lesen. Mir aber gibt es eine Gewissheit. Das es sich mit meiner Lyrik genauso verhält. Ich mag diesen Zwangsoptimismus nicht. Das ist so verdammt verlogen. Melancholie ohne Euphorie ist eine Depression. Euphorie ohne Melancholie ist eine Lüge. Du verbiegst deine Gedanken nicht wie weichen Draht. Sie sind was sie sind. Man merkt auch dass du für dich selbst schreibst. Warum ist das eigentlich so selten? Ich weiß das darf man nicht aussprechen. Aber es ist offensichtlich. Ich glaube den meisten Menschen macht das Angst. Dann fühlen sie sich schlecht. Du hast keine Furcht vor dir. Nein, das stimmt so nicht. Du hast sogar eine Menge Furcht. Aber du weißt dass du die selbe Angst auch mit geschlossenen Augen trägst. Das Verdrängen nur eine Verwandlung in unbewusste Bilder ist. Du hältst dir deine Feinde nahe. Auch wenn das gerade du selbst bist. Bei dir ist das kein Blabla. Keine schönen Worte und nach einmal pusten ist es weg. Ein Wochenendhobby und Bühnenauftritt. Es ist ein nie endender Prozess. Sogar eine Scham. Etwas das du zugibst. Deine „Gedichte“ sind ein Eingeständnis. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich hoffe du schaffst es immer so bei dir zu bleiben. Zu tun was du tun musst und nicht was Andere wollen. Auch wenn du es manchmal selbst nicht willst. Das ist wie mit dem Gesicht im Spiegel am Morgen. Man würde ihm gerne entgehen. Aber das bist du. Es ist eine Achtung vor der eigenen Identität. Du gibst mir damit etwas was ich mir nur schwer alleine geben kann. Ein tieferes Verständnis von mir selbst. Genauso wie ich glaube dass es auch umgekehrt ist. Danke.

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    • Tatsächlich könnte ich dir deinen Text ebenso zurückgeben, denn genau so empfinde ich, wenn ich dich lese. Ich muss auch gestehen, dass du meine Inspiration warst. Es hat lang gedauert bis ich mich getraut habe. Aber deine Worte, deine Ehrlichkeit und vor allem deine Direktheit haben in mir gekeimt, bis ich wild entschlossen war mich auch zu trauen…irgendwie bin ich wenig einfallsreich, ich schreibe was ich denke – ohne Filter, aber mit mehr Schnörkel. Ich verarbeite auf einem Blatt Papier, damit auch das Zeug im meinen Kopf nicht häuft, wie Dreck in der Wohnung eines Messis.

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      • Du bist einfallsreich. Du bist nur nicht gestellt. Das ist ein Unterschied. Deine Texte sind sehr thematisch. Manchmal würde ich sie sogar reduzieren. Wenn ich du wäre. Was ich nicht bin. Sie vereinfachen. Sie haben oft etwas chaotisches. Aber das wiederum gehört zu deiner Handschrift. Ich hatte nie das Gefühl das deinen Texten etwas fehlt. Nur dass du mehrere Dinge gleichzeitig versuchst. Aber – auch wenn das eine Kritik ist. Das ist es nämlich. Du hast oft Angst nicht verstanden zu werden. Darum gibst du die selbe Bedeutung in mehreren Metaphern wieder. Hierbei würde ich mir lieber für eine Ausführung entscheiden – Wie gesagt aber, das ist eben die Entwicklung deiner Sprache. Ein Makel ist immer gleichzeitig eine Besonderheit.

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      • Lustigerweise sagst du etwas, dass ich irgendwie bin. Ich denke in tausend Richtungen gleichzeitig und will jeden Gedanken thematisieren, auch wenn sie gleich sind, sind sie in meinem Kopf so facettenreich wie ein Regenbogen.

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